Das 6-Schichten-Modell (einschl. Fallvorstellungen) am 02.03.2005:
Protokoll -Qualitätszirkel Akupunktur Oberpfalz/Nord vom 02.03.05
Das 6-Schichten-Modell
Der chinesische Arzt Zhang Zhong Jing (142-220 n. Chr.) entwickelte eine Theorie
zur Entstehung von Erkältungskrankheiten, die er in seinem Buch "Shang Han Lun"
niederlegte.
Danach entstehen "kälteinduzierte Erkrankungen" dadurch dass der pathogene
Faktor Kälte durch Wind in den Körper introjektiert wird. Aufgrund der
energetischen Schichtung des Organismus (3 äußere Yang-Schichten ,sowie 3 innere
Ying-Schichten) entstehen dadurch typische Syndrome je nach Abwehrlage des
Organismus, das heißt je nachdem wie tief der pathogene Faktor zum Körperinneren
vordringen kann sowie entsprechend der Intensität bzw. dem zeitlichen Einwirken
der Kälteattacke.
Nach westlichen Medizinverständnis umfasst die Gruppe der kälteinduzierten
Erkrankungen, so wie sie Zhang Zhong Jing verstand, die uns bekannten
eigentlichen Erkältungskrankheiten sowie andere Infektionskrankheiten, daraus
resultierende chronische Folgekrankheiten und heute zunehmend immunologische
Restfolgen viraler und bakterieller Infektionen wie Rheuma, Kollagenosen und
Autoimmunerkrankungen.
Welches Krankheitsbild sich letztendlich aus einer Kälteattacke auf den
Organismus entwickelt, hängt von der Energetik der Schichten des Körpers ab.
Vom Äußeren zum Inneren des Organismus ergibt sich nach der TCM-Lehre folgende
energetische Schichtung:
Großes Yang (Bl/Dü)
Mittleres Yang (Gb/3E)
Strahlendes Yang (Ma/Di)
Großes Yin (Lu/MP)
Mittleres Yin (KS/Le)
Kleines Yin (He/Ni)
Besonders wichtig ist die Unterscheidung ob eine innere oder äußere Erkrankung
vorliegt (Befall der Yang oder Yin-Funktionskreise).
Je tiefer der pathogene Faktor Kälte zum Körperinneren vordringt, um so mehr
gibt es Symptome der Veränderung von Qi bzw. Xue.
Während die sog. äußeren Erkrankungsstadien: Tai Yang-Schicht (außen),
Shao Yang-Schicht (teils außen/teils innen),Yang ming-Schicht (innen),
Erkrankungen vorwiegend der äußeren Leitbahnen mit Befall von Extremitäten/Kopf)
bedeuten,
entsprechend die inneren Stadien mit Befall des Tai Yin (außen),
Shao Yin (teils außen/teils innen) und Jue Yin(innen) dem Befall der Yin -
Funktionskreise mit Symptomen des Leibesinneren bzw. der inneren Organe.
Jue Yin (innen) dem Befall der Yin - Funktionskreise mit Symptomen des
Leibesinneren bzw. der inneren Organe.
Letztendlich beschreibt das 6-Schichten-Modell die Stadienlehre des zyklischen
Ablaufs von Infektionskrankheiten, je nach dem wie gut bzw. schlecht der
Organismus den eindringenden pathogenen Faktor elimenieren bzw. sein Vordringen
in die inneren Schichten des Organismus stoppen kann und dem- entsprechend
äußert sich dann die Symptomatologie der Erkrankung:
Tai Yang-Schicht:
Fieber, Wind, Kälteaversion, Schüttelfrost, Rücken/Nackenverspannungen,
Steifigkeit, Krankheit "außen".
Shao Yang-Schicht:
Wechsel zwischen Hitze und Frösteln, Brustkorb/Rückenschmerzen, die Krankheit
ist halb innen/halb außen und entsprechend wechseln die Symptome. Geht die
Tendenz mehr zur äußeren Schicht, so stehen hier mehr die Kopf- und
Gliederschmerzen im Vordergrund, geht die Tendenz mehr zur inneren Schicht
treten mehr abdominelle Symptome auf (Obstipation, Meteorismus, intermitt.
Fieber, infolge Kälte/Hitze-Transformation bei noch kräftigem Abwehr-Qi).
Yang ming-Schicht:
Starke Hitze, Unruhe (in diesem Stadium wird die eingedrungene Kälte bereits in
Hitze transformiert und es entsteht hohes Fieber).
Tai Yin-Schicht:
Ausgeprägte Milz- bzw. Lungensyndrome, Schleimentstehung infolge Schädigung des
Milz-Qi durch in die Tiefe gelangte Kälte mit Feuchtigkeitsakkumulation.
Jue Yin-Schicht:
Hier bereits starke Erschöpfung des Körpers, bedrohliche Erkrankung!
Blockade/Funktionsstörung von Qi, wechselnd Kälte/Hitze-Symptome, Störungen der
Leber- und Kreislauffunktion.
Shao Yin-Schicht:
Eindringende Kälte schädigt Herz- und Nierenmeridian je nach Wandlung zum
Kältetyp oder Leere-Hitze-Typ, kein Durst bzw. Durst, Fieber oder extreme
Yang-Schwäche mit Ödemen, Pollakisurie und Schmerzen der Beine).
Schlüsselsymptome zur Differenzierung der einzelnen Syndrome bietet die Kalorik
des Patienten:
Stadium I meidet Kälte
Stadium II wechselndes Temperaturverhalten
Stadium III meidet Wärme
Stadium IV meidet Kälte
Stadium V extreme Antriebsschwäche
Stadium VI Bewusstseinstrübung, schwache Extremitäten
Im Wesentlichen können wir bei den Erkältungskrankheiten zwei Grundformen
unterscheiden:
1. Abdominelle Bilder
Stadium I: Unterbauchtenesmen (Bl, Dü), Durchfälle (Dü)
Stadium II: Diarrhoen, übel riechend (Di), Gastritis (Ma)
Stadium III: Völlegefühl, Inappetenz, Motilitätsstörungen, Reizdarm, (Gb)
Stadium IV: Appetitlosigkeit (Mi), Stoffwechselerkrankungen
Stadium V: Erschöpfung, hochgradige Schwäche (Le,Ks)
Stadium VI: Obstipation, Inkontinenz
2. HNO-Symptomatik
Stadium I: frontaler Kopfschmerz (Bl/Dü), vertebragener Tinnitus (Bl/Dü),
Otitis media (Dü) ,Otitis externa (Dü),
Stadium II: Chron. Sinusitis (Ma)
Stadium III: Stressbedingter Tinnitus, Burnout (Gb)
Stadium IV: COPD, Asthma (Lu/Mi)
Stadium V: Chron. Bronchitis (schwere Formen), entzündliche Kavernen,
bullöses Emphysem /Lu/Mi)
Stadium VI: rauschender Tinnitus (Ni), pfeifender Tinnitus (He),
Die Therapie muss immer in dem Versuch bestehen, die Energetik des Patienten
symptomorientiert zu stärken bzw. zu harmonisieren, wobei ausleitend bzw.
Oberfläche befreiend bei den äußeren Erkrankungen (Fülle-Syndrome) und
andererseits harmonisierend bzw. energetisch aufbauend bei den inneren
Eerkrankungen (Leere-Symptome) vorgegangen wird.
Dr.Arnfried Reis
QZ-Moderator
Text wieder weg!